Der "Wirtschaftskomplex" im Deir Anba Hadra. Lebensmittelverarbeitung in einem oberägyptischen Kloster
Buchdaten
Sebastian Olschok
Der "Wirtschaftskomplex" im Deir Anba Hadra (Assuan/Ägypten). Lebensmittelverarbeitung in einem oberägyptischen KlosterThe Byzantine Harbours of Constantinople
Byzanz zwischen Orient und Okzident, Band 26
1. Auflage 2022, 232 S., 21 x 30 cm, Hardcover, fadengeheftet
ISBN 978-3-88467-353-9
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Diese Publikation ist auf http://www.propylaeum.de dauerhaft frei verfügbar (Open Access).
DOI: https://doi.org/10.11588/propylaeum.1079
Inhalt
→ Inhaltsverzeichnis/Table of Content
Das koptische Kloster Deir Anba Hadra liegt gegenüber der südägyptischen Stadt Assuan am Westufer des Nils. Dieses größte und am besten erhaltene Kloster der Region wird seit 2013 durch ein interdisziplinäres Projekt im Rahmen einer DAI-Konzession erforscht. Der »Wirtschaftskomplex« auf der Oberen Terrasse wurde im Rahmen dieses Projektes bauhistorisch und archäologisch untersucht. In der Auswertung wurden 16 Bauphasen erkannt, die mit verschiedenen Funktionen in Verbindung gebracht werden können, und es ist möglich, diesen Gebäudekomplex als Standort für Lebensmittelproduktion zu identifizieren. Hier wurden Brot, Rizinusöl, Wein und Garum hergestellt. Durch die bauhistorischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Kern des Komplexes ursprünglich als Oratorium für die Stundengebete der Mönche errichtet wurde. Durch den Anbau mehrerer Funktionsräume wurde er nach dem 6./7. Jahrhundert großflächig umgestaltet. Durch diese Umgestaltung konnte eine Bäckerei eingerichtet werden, deren Kapazitäten nach und nach erweitert wurden. Mit der Errichtung eines Kollerganges konnte im nördlichen Teil des Gebäudekomplexes Rizinusöl hergestellt werden. Weiter nördlich wurde eine Weinkelter angesetzt, zwei Tanks in der direkten Umgebung der Kelter dienten wahrscheinlich der Her¬stellung von Garum. Neben dem bewussten Abbau einzelner Mauern belegen Feuerstellen und Futtertröge eine Verwendung ver¬schiedener Bereiche auch nach dem Ende der Nutzung des Deir Anba Hadra als Kloster. Die im Deir Anba Hadra identifizierten Produktionsanla¬gen wurden mit Installationen im (spät-)antiken Mittelmeerraum verglichen. Durch diese Gegenüberstellungen können nicht nur technische Details erklärt werden, sondern vielmehr auch Produktionsprozesse.
Reihe »Byzanz zwischen Orient und Okzident«
Die Reihe Byzanz zwischen Orient und Okzident (BOO) wird vom Vorstand des Leibniz-WissenschaftsCampus Mainz/Frankfurt herausgegeben und erscheint im Verlag des RGZM.
Die Reihe dient als Publikationsorgan für das Forschungsprogramm des Leibniz-WissenschaftsCampus, das Byzanz, seine Brückenfunktion zwischen Ost und West sowie kulturelle Transfer- und Rezeptionsprozesse von der Antike bis in die Neuzeit in den Blick nimmt. Die Methoden und Untersuchungsgegenstände der verschiedenen Disziplinen, die sich mit Byzanz beschäftigen, werden dabei jenseits traditioneller Fächergrenzen zusammengeführt, um mit einem historisch-kulturwissenschaftlichen Zugang Byzanz und seine materielle und immaterielle Kultur umfassend zu erforschen.