Kulturkontakte
Kulturkontakte prägen in starkem Maße die moderne Welt und unseren Alltag, hatten aber auch schon auf vor- und frühgeschichtliche Gruppen und Gesellschaften tiefgreifende und oftmals nachhaltige Auswirkungen. Die Untersuchung kultureller Kontakte bildet eine wichtige Basis, um Prozesse und Entwicklungen in unserer heutigen Gesellschaft besser verstehen zu können und bietet damit wertvolles Orientierungswissen. Ihre Erforschung innerhalb des Forschungsfelds erleichtert es uns deshalb, heutige Entwicklungen und Verhaltensweisen besser zu begreifen.
Vorgehensweise und Forschungsziel
Kulturkontakte lassen sich in der Archäologie über Befunde und vor allem Fundobjekte fassen. Letztere wurden entweder auf direktem Wege übernommen oder zeigen fremde Einflüsse, die nicht durch Innovationen aus der lokalen Gesellschaft zu erklären sind und nicht selten zu „hybriden“ Entwicklungen führen konnten. Im Forschungsfeld kommen sowohl erprobte archäologische Methoden wie auch theoretische Ansätze zur Anwendung, die seit einigen Jahrzehnten verstärkt Eingang in die Kulturwissenschaften gefunden haben.
Das Ziel des Forschungsfeldes besteht darin, insbesondere langfristige, epochenübergreifende Phänomene herauszuarbeiten, z.B. Hintergründe für Konfrontation, aber auch Mechanismen und Konzepte der Integration und Adaption, um somit Regelhaftigkeiten menschlichen Handelns in Bezug auf interkulturelle Kontakte zu identifizieren.
Leitfragen
Zur inhaltlichen Strukturierung der Forschungen dienen drei übergreifende Leitfragen. Sie bilden das Gerüst des mittelfristigen Forschungsprogramms, an dem sich die Arbeiten aller Einzelprojekte orientieren. Damit gewährleisten sie eine adäquate Abstimmung der Projekte aufeinander sowie eine einheitliche Arbeitsebene für den wissenschaftlichen Diskurs. Die Projekte widmen sich insbesondere den folgenden Fragestellungen:
- Welche Formen von Interaktionen zwischen Einzelpersonen, Gruppen und Gesellschaften lassen sich anhand der verfügbaren Quellen nachvollziehen und welche Kriterien erlauben eine Differenzierung dieser Interaktionsformen?
- Welche wechselseitigen Auswirkungen hatten diese Interaktionen und Fremdkontakte auf verschiedene soziale Gruppen und deren Strukturen (z. B. Selbstdarstellung bzw. Legitimation von Eliten, Breitenwirkung) sowie auf die Veränderung von Identitäten? Inwieweit lassen sie sich mit archäologischen Methoden erfassen?
- Inwieweit wurden durch den Austausch von Objekten auch immanente fremde Ideen adaptiert oder erfuhren eine Umdeutung ihrer gesellschaftlich-sozialen Funktion und Bedeutung in dem neuen, fremden Kontext?
Die Leitfragen werden im Rahmen des Forschungsfelds diachron und raumübergreifend behandelt. Das zeitliche Spektrum der einzelnen Projekte reicht von der frühen Eisenzeit über die Römische Kaiserzeit und die Spätantike bis in das Hochmittelalter. Der geographische Rahmen umfasst sowohl Mittel- und Osteuropa als auch den mediterranen Raum, wodurch die Kohärenz des Forschungsfeldes gewährleistet ist; gleichzeitig steht eine ausreichende Zahl und Breite von Fallbeispielen für synthetische Studien und für Versuche einer Systematisierung des Phänomens zur Verfügung, in denen Grundkonstanten von Kulturkontakten sichtbar werden, aber auch deren Diversität.